FWG besucht Papierfabrik Jagotech
Der Standort in Almersbach besteht als Papierfabrik seit dem Jahr 1838. Damals durch den Industriellen Ferdinand Jagenberg gegründet, war das Unternehmen 5 Generationen im Familienbesitz der Familie Jagenberg. Seit dem Jahr 1991 hat das Unternehmen dann mehrmals den Gesellschafter gewechselt und dies nahm die FWG Altenkirchen-Flammersfeld zum Anlass das Traditionsunternehmen im Wiedtal zu besuchen und sich über die Zukunftsaussichten zu unterhalten.
Angeführt durch den Vorsitzenden Jörg Gerharz wurden die Interessenten durch den Geschäftsführer Michael Schneider, den Produktionsleiter Matthias Pohle und Vertriebs- und Marketingspezialistin Katharina Weller sehr freundlich und offen empfangen. Schneider selbst ist auch in 3ter Generation im Unternehmen tätig und hat die Papiermacherei von der Pieke auf gelernt. Er ist nun als Geschäftsführer seit 2021 tätig. Seinerzeit wurde das Unternehmen aus der Lydall Gruppe ausgelöst und von einem familiengeführten Finanzinvestor übernommen. Wie Schneider sich ausdrückte, wollte er in erster Linie „das Schiff am Laufen halten“.
Das Thema Nachhaltigkeit gehört förmlich zur DNA des Standorts. Schon zu „Jagenberg Zeiten“ hat man sich mit Alternativfasern beschäftigt. Textilfasern werden seit Jahrzehnten verwendet. Man beschäftigt sich natürlich auch klassisch mit Altpapier. Aber auch Grasfasern sind derzeit im Entwicklungsportfolio erhalten. In dem eigenen Labor arbeitet man konstant an Weiterentwicklungen. Die Anwendungsgebiete sind breit gefächert. Sie reichen von Anwendungen in der Papierindustrie, über Spezialpapiere für thermische und elektrische Isolation bis hin zum Automobilsektor. Die FWG Teilnehmer zeigten sich überrascht, welch innovatives und zukunftsorientiertes Unternehmen in der unmittelbaren Nachbarschaft ist.
Jagotech hat aber auch mit den Herausforderungen der aktuellen Zeit zu kämpfen und dies bedeutet Energiepreise und Fachkräftemangel. Schneider verwies darauf, dass die Energiekosten heutzutage bis zu 45% der Herstellungskosten der Papiere sind. Die extremen Erhöhungen der letzten Monate sind extrem schwer im Markt wiederzubekommen.
Aber auch der Fachkräftemangel zeigt sich. Jagotech bildet in kaufmännischen und in technischen Berufen aus. Es wird aber immer schwerer Interessenten zu finden. Der Beruf des Papiermachers ist in unserer Region total unbekannt. Schneider bemüht sich in den sozialen Medien extrem darum Interessenten zu finden, aber die Resonanz ist irgendwie ernüchternd. Dies ist eigentlich erstaunlich, da dieser handwerkliche Beruf heute mehr die Prozesssteuerung via moderner digitaler Technik beinhaltet und mit körperlicher Belastung eigentlich nichts mehr zu tun hat.
Schneider erwähnte, dass aktuell 62 Personen im Hoffnungstal beschäftigt werden. Sein Ziel ist aber, wieder auf über 80 Personen zu kommen und hieran arbeitet er derzeit. Auch im Bereich Marketing und Vertrieb möchte man sich verstärken um somit auch die weltweite Bekanntheit des Unternehmens noch weiter zu steigern (aktueller Exportanteil liegt bei 78%).
Neben alternativen Fasern und neuen Anwendungsgebieten arbeitet man bei Jagotech auch an Alternativen im Bereich Energie. Es werden Überlegungen angestrengt, was die Stromgewinnung über Photovoltaikanlagen betrifft. Hier ist man auch in Gesprächen mit der Verbandsgemeindeverwaltung. Zur Dampferzeugung (wichtig für die Trocknung der Papiere) überlegt man an ein Blockheizwerk.
Beim Betriebsrundgang zeigten sich die FWG’ler beeindruckt von der Vielseitigkeit des Unternehmens. Hier kann man noch direkt sehen, wie der Papierbrei zu Papier gemacht wird und dann anschließend weiterverarbeitet wird. Neben den beiden Papiermaschinen, welche im 24-Stunden-Betrieb laufen ist eine Vielzahl von Verarbeitungsanlagen aktiv. Alles ist dafür da, dem Kunden ein passförmiges Produkt zu erstellen, was seine unternehmensspezifischen Anforderungen abdeckt.